Die Buchgemeinschaften der Nachkriegszeit:

Vorläufer der Lesegemeinschaften?

Johannes Frimmel (München)

Im Deutschland der Nachkriegszeit erlebte das Konzept der Buchgemeinschaften eine Blütezeit. Da die buchhändlerische Infrastruktur stark zerstört war, füllten zunächst viele kleine Buchklubs die Lücke, indem sie Kataloge verteilten und die Kunden per Versand belieferten.
Den Buchgemeinschaften gelang es auch, die ländliche Bevölkerung und niedrigere Gesellschaftsschichten anzusprechen. Bald erreichten zwei Verlage durch die Übernahme kleinerer Firmen und durch Vereinheitlichung des Angebots eine Vormachtstellung: Holtzbrinck und insbesondere Bertelsmann, dessen Lesering 1954 bereits eine Million Mitglieder zählte.  Beide Unternehmen hatten ihren Aufstieg nicht zuletzt ihren ausgezeichneten Beziehungen zum nationalsozialistischen Regime zu verdanken. Das Grundprinzip des Bertelsmann Leserings bestand darin, dass dessen Mitglieder dem Verlag regelmäßig Bücher abnahmen, für die sie 10 bis 20 Prozent weniger als in Buchhandlungen bezahlen mussten. Da die Bücher Lizenzausgaben waren, unterlagen sie nicht der Buchpreisbindung.
In meiner Präsentation möchte ich Geschichte und Geschäftsmodell der Buchgemeinschaften  der Nachkriegszeit im Überblick vorstellen. Zugleich werden die damaligen Bestseller vorgestellt und es wird danach gefragt, welche Rolle die Buchklubs bei der Prägung des Lesergeschmacks hatten.
Schließlich wird die Frage erörtert, inwiefern sich die Buchgemeinschaften mit heutigen Lesegemeinschaften vergleichen lassen und wo die grundlegenden Unterschiede liegen.

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